— Klimawandel, UNESCO-Welterbe, Buga, Nachhaltigkeit, Loreley, Loreley Touristik GmbH, Loreley Touristik e.V., Verbandsgemeinde — 5 min read
Boppard, Forstcamp Brandswald, an der Abrisskante zum Rheintal: Die extrem steilen Hänge des Mittelrheins, die der Fluss in Jahrmillionen in das Rheinische Schiefergebirge eingeschnitten hat, sind hier bedeckt mit Niederwald aus Hasel- und Buchenstämmchen, Krüppeleichen, Gebüsch und Sträuchern. Noch werden sie zusammengehalten. „Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden die Niederwälder an den Hängen der Flusstäler in dieser Gegend genutzt und dadurch gleichzeitig gepflegt. Regelmäßig wurde Holz entnommen, bis zum Baumstumpf ‚auf den Stock‘ geschlagen. So wuchsen keine Baumriesen, der Wald blieb Niederwald.“ Auf diese Weise wurde der Wald später nicht mehr genutzt. Es wuchsen große Bäume, Buchen vor allem, von denen inzwischen durch Trockenheit im Klimawandel manche abgestorben sind. Wenn sie umstürzen, drohen sie andere mitzureißen und zusammen mit ihnen auf die Verkehrswege Bundesstraße und Eisenbahn im engen Tal stürzen. Deshalb müssen sie geschlagen und entfernt werden. (Schmidt-Lunau, Cristoph: Um den Wald zu sichern, müssen Bäume fallen. TAZ Die Tageszeitung 19.11.2021 S. 9) Diese mühsame und gefährliche Arbeit erledigt eine Spezialfirma aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis <Marco Susenberg, Marco Susenburger GmbH, Riegenrother Str. 9, 56291 Kisselbach im Rhein-Hunsrück-Kreis Telefon: 0 67 66 – 7 27, E-Mail: hallo@susenburger-holz.de>
Der Wald ist Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal. Diese Welterbe-Region, 2002 in die Welterbe-Liste aufgenommen, ist „eine Mischform aus Natur-und Kulturdenkmal“ und das „Miteinander einer außergewöhnlichen, von der Natur vorgegebenen Landschaft und gebauter Denkmäler.“ (Unser Weltkulturerbe. Köln: DuMont 2003, Vorwort S. 6) „Der Zusammenklang von Natur und Kultur, vom Menschen über Jahrhunderte gestaltet, ist am Mittelrhein in einer Intensität und Dichte erhalten, wie sonst nirgends an den großen Flusslandschaften in Europa“ (Forum Mitterheintal – UNESCO-Club e.V.,mittelrheinforum@t-online.de).
Im oben genannten Beispiel hat sich der „Zusammenklang“ geändert. Der Niederwald war das Ergebnis einer speziellen Nutzung des Bewuchses. Er kann nicht museal rekonstruiert werden wie in einer „Käseglocke“ (anderswo behält man diese Nutzung bei, weil sie manche Vorteile auch für die Jagd bietet). Vielmehr geht es um die Herstellung eines „stabilen“ Zustandes in einer Landschaft, in der man leben kann und in der ein „Zusammenklang von Natur und Kultur“ über viele Jahrzehnte, ja Jahrhunderte funktionierte. Geologisch bleibt das Mittelrheintal eine dynamische Region, wie der Felsrutsch rechtsrheinisch bei Kestert gezeigt hat. Aber ein angemessener und nachhaltiger Umbau des Waldes, besonders in Bezug auf die Hangsicherheit und Verkehrswege, steht nicht in Konflikt mit dem Welterbe-Status.
An manchen Stellen des Mittelrheintales sind durch Trockenheit und Klimawandel die Nadelholzbestände abgestorben und müssen durch andere Baumarten ersetzt werden: Seit der letzten Eiszeit, seit Entstehung des Rheindurchbruches hat sich die Vegetation verändert, und derzeit muss sie sich wieder neuen Klimaverhältnissen anpassen. Die Bewohner müssen ihr Überleben sichern und diesen Prozess begleiten. Hangsicherungsmaßnahmen, die mit viel Aufwand von der Bundesbahn zur Sicherung des Schienenweges durchgeführt werden, wirken wie Spinnennetze, die bei größeren Elementarereignissen möglicherweise auch nicht mehr helfen.
Waldpflegespezialisten, genau wie Spezialisten für Felsbau, wie sie jetzt beim Felsbruch von Kestert eingesetzt sind, werden für dieses Tal öfter gebraucht, und wenn sie hier sich als Gewerbe und Lebenserwerbsmöglichkeiten entwickeln (das kann man unterstützen), dann kann man sie auch dorthin exportieren, wo sie sonst gebraucht werden. Das Ahrtal wäre ein aktueller Fall. So kann sich eine Chance nicht für Katastrophentourismus (das kann nicht das Ziel sein), wohl aber für Spezialistentourismus und Konferenztourismus entwickeln, bezogen auf besonders „vulnerable“ (gefährdete, verletzliche) Mittelgebirgslagen.
Auf der BUGA 2029 sollte es daher einen Pavillon geben, bei dem über diese Tätigkeiten informiert wird. Denn leider muss man damit rechnen, dass Extremwetterereignisse häufiger auftreten.
Ein anderes Beispiel ist die „Internationale Terrassenlandschaften Allianz ITLA“, ein globales Netzwerk von Akteuren, Regionen und Institutionen, die sich um den Erhalt terrassierter Kulturlandschaften bemühen (Infos aus der VG Loreley, 46/21 S. 50) Von ihren Mitgliedern werden Trockensteinmauern rekonstruiert und „Trullis“ gebaut, gemauerte Weinbergshütten mit einem sich selbst tragenden Dach aus Steinen (in Rheinhessen baut ein Künstlerehepaar solche Hütten: Geschichten für die Zukunft. Kulturregionen in Rheinland-Pfalz. Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz. Mainz 2021 [ZIRP]). Die ITLA informiert auch über die Vorteile des Querterrassen-Weinbaus anstelle des Fall-Linien-Weinbaus, bezogen auf Ertrag, Mechanisierung und Rebengesundheit). Im Landschaftspflegeverband Rheinbau-Taunus werden aufgelassene Weinberge in Lorchhausen mit Beweidung offengehalten.
Das sind Themen, die mit dem Leben in dem Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ zu tun haben. Über all das (und mehr, was Ökologie und Klima anbetrifft), sollten und wollen Besucher der BUGA sich mit gewecktem Interesse entspannt informieren können – an geeigneten Orten, mit geeigneten Mitteln: Besichtigungen von Bauernhöfen, Weinbauern, Winzergenossenschaften und Forstzentren, geführten Wanderungen, Besuche von Holzschnitzelheizungen, Gespräche mit lokalen Akteuren, und auch – warum nicht? mit Vorträgen und Vorführungen mit Experimenten in der „Mythoshalle“ auf der Loreley.
Es sollte auch einen UNESCO-Stützpunkt geben, der über Welterbe allgemein und über Beispiele von anderswo informiert. Auch dort kann es Veranstaltungen geben. Man kann über die Liste des „Immateriellen Weltkulturerbe“ informieren und an die Nachbarschaften oder „Brunnengemeinschaften“ am Mittelrhein erinnern, die bis dahin vielleicht auf dieser Liste stehen, und dergleichen. Man sollte sich rechtzeitig mit der Deutschen UNESCO-Kommission in Bonn in Verbindung setzen. Einen Leseraum zu UNESCO und UN kann man einrichten.
„Mit der Anerkennung als UNESCO-Kulturlandschaft haben die Gemeinden im Rheintal sich verpflichtet, die vorhandene Lebensqualität zu wahren und fördern und für eine nachhaltige Entwicklung einzutreten.“ Das schließt die zerstörende Ausbeutung des historischen und kulturellen Erbes aus, setzt aber die Begleitung des Wandels voraus. Die Gemeinden wollen „Umwelt, Kulturdenkmäler und die lokale Identität schützen und wahren, um den Bürgern und Gästen des UNESCO-Welterbes einen harmonischen und authentischen Kontext zu gewährleisten.“ (Blatt des „Forum Mitterheintal – UNESCO-Club e.V. (mittelrheinforum@t-online.de) Mit Stolz präsentieren die Bewohner ihr Welterbe „Oberes Mittelrheintal“, und sie geben gern Gelegenheit, mehr über dieses Erbe und seine Bedeutung für die gesamte Menschheit zu erfahren.
Im UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ sollte etwas erkennbar sein davon, dass die Auszeichnung „Welterbe“ die Verantwortung für eine Zukunft von Klimaschutz und Nachhaltigkeit einschließt. Die innige Verbindung von geographischer Gestalt und jahrhundertelange menschlicher Gestaltung stellt ein einzigartiges Beispiel dar, wie Mensch und Natur zusammenwirken und das angemessen (Veränderungen einschließend) weiterführen, ohne ihre Substanz zu verändern. Der Welterbe-Titel verpflichtet dazu, beispielhaft vorzuleben, wie ein Leben mit Qualität in einer Region möglich ist, in der Nachhaltigkeit und Lebensqualität verbunden werden.
Nennen kann man im UNESCO-Welterbe auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, die am 10. Dezember 1948 verabschiedet wurde. Sie wird wichtig, wenn das Verhältnis von Stadt und Land zur Diskussion steht, aber auch, wenn es um die Einwanderungsgesellschaft geht:
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“
Inzwischen gibt es eine „Loreley Touristik GmbH“, deren Geschäftsführerin Ulrike Dallmann, 2021 vorgestellt und angestellt wurde. Sie ist eine gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, ausgebildete Veranstaltungsfachwirtin und Tourismusmanagerin. Die Loreley steht auf Platz 41 der beliebteste Reiseziele in Deutschland. Der Rhein-Lahn-Kreis hat 342 Betriebe mit 5828 Betten und 753630 Übernachtungen (2019). Die Verbandsgemeinde Loreley allein hat 131 Betriebe mit 1978 Betten, 187545 Übernachtungen (ohne Campingplätz). Für die professionelle touristische Vermarktung der gesamten VG Loreley sind 700.000 bis 900.000 € jährlich vorgesehen. Ferner gibt es einen „Loreley Touristik e.V“, der künftig von Markus Fetz aus Dörscheid geleitet wird. Für die „Loreley Touristik GmbH“ gibt es einen Fachbeirat, dem drei Vertreter des Vereins „Loreley Touristik e.V.“, ein Vertreter der „Romantischer Rhein Tourismus GmbH“ und dem „Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal“ (habe ich etwas vergessen?) sowie der Verbandsgemeindeverwaltung sowie drei gewählte Personen aus dem VG-Rat Loreley angehören (Infos aus der VG Loreley, 46/21 S. 15/16)
© Dieter Kramer kramer.doerscheid@web.de 4.12.2021